wenn Autotune aktiviert ist läuft dieses dann nur einmal ab oder greift das immer wieder ein bei gesetztem Haken?
Das ist ein einmaliger Prozess. Es geht dabei nur darum, anhand eines (Zahl 1) Aufheizens optimierte PID-Werte für das System zu berechnen. In 90 % der Anwendung ist das aber gar nicht notwendig, weil die Standard-PID-Werte schon ein gutes Mittel abbilden und Schwankungen eher von einem noch nicht optimal eingestelltem Gesamtsystem kommen - in den meisten Fällen ist das zu viel Fremdluft durch natürlichen Sog im Grill. Wenn der Autotune ausgeführt wurde, sollten im Nachgang immer die PID-Werte kontrolliert werden. Ist das System nicht gut eingestellt, kann auch der Autotune nichts reißen, schlimmer noch, ein schlecht eingestelltes System verhält sich nicht stetig, was zu Ausreißer im Berechnungsalgorithmus führen kann, wodurch die berechneten PID-Werte schnell mal komplett "falsch" sind. Der Autotune ist also kein Allheilmittel für schlecht eingestellte Systeme, sondern holt aus einem gut eingestellten System noch etwas mehr raus. Außerdem muss beim Autotune der genaue Ablauf eingehalten werden, sonst startet der Prozess erst gar nicht. Du kannst den Autotune-Prozess in der Titelleiste des OLEDs verfolgen.
Kabelführung durch das Weber Deckelventil.
Das ist z. B. eine möglichliche Schwachstelle für Fremdluft. Je nachdem wie die Kabel durchs Deckelventil geführt sind, steht dieses recht weit offen. Das begünstigt den natürlichen Sog im Grill. Auswirkung von Fremdluft im System sind längere 0% Standzeiten des Pitmasters, wodurch ein schwingender Temperaturverlauf entsteht.
zu den DCmin und DCmax Werten:
ist das eine Softwaredrosselung? Angenommen der Ventilator Titan 75 bewegt regulär 1000 liter (in einer gegebenen Zeit), bedeutet dann DCmax der Ventilator wird auf 700 Liter gedrosselt während in der Anzeige 100% Leistung steht?
Wenn DCmin bei 20% steht, bedeutet das mindestens 200 Liter geblasen werden während in der IoT Null angezeigt wird.
Fast. Du musst hier zwischen Absolutwert und Relativwert unterscheiden. Der Pitmasterwert geht immer von 0 - 100 %, er ist ein Relativwert bezogen auf die Grenzen DCmin (0 %) und DCmax (100 %). Die DC-Werte wiederum sind Absolutwerte und beziehen sich beim FAN-Profil physikalisch auf die am Pitmaster ausgegebene Spannung. Nach oben ist DCmax tatsächlich eine Art Drossel. DCmax = 100 % bedeutet, dass am Ausgang 12V ausgegeben werden, was der max. Drehzahl des 12V-Lüfters entspricht. Ein Herabsenken von DCmax senkt die ausgegebene Spannung was gleichbedeutend mit einer geringeren Drezahl des Lüfters und damit mit einem kleineren Luftstrom ist. DCmin hingegen steht nur bedingt für eine Mindestluftmenge. Bei DCmin = 0% würden am Ausgang 0V anliegen. Würde der Pitmasterwert dann langsam anwachsen, würde der Lüfter mit diesem DCmin aber nicht loslaufen, da 12V-Lüfter im Schnitt eine Mindestspannung von 3 V brauchen, um sich überhaupt leicht zu drehen. Deshalb steht DCmin standardmäßig auf 25 % (was etwa 12V/4 = 3V entspricht). DCmin sollte so eingestellt sein, dass der Lüfter hier gerade aufhört zu drehen. Wird DCmin zu tief gewählt, passiert bei einem Pitmasterwert im unteren einstelligen Bereich einfach nichts am Lüfter (zu wenig Spannung). Man hat also einen gewissen "toten" Bereich, den der Pitmaster erstmal überwinden muss, bevor was passiert. Wird DCmin zu hoch gewählt, dreht der Lüfter bei Pitmasterwert 1 % direkt sehr schnell (zu viel Spannung). Dadurch ist es dem Pitmaster dann nicht möglich, kleine Temperaturdifferenzen auszuregeln, da ja direkt wieder stark eingeblasen wird. Man könnte DCmin absichtlich zu hoch einstellen um immer einen Mindestluftstrom zu erzeugen, beachtet werden muss dabei aber, dass softwareseitig ein Pitmasterwert von 0% immer ein Stillstand des Lüfters bedeutet, egal was bei DCmin drin steht.
Läuft die Jumppower Option nur einmal am Anfang und wird dann inaktiv?
Jump Power wirkt immer dann, wenn es zu einem großen Sprung zwischen Soll- und Isttemperatur kommt. Das kann beim Einheizen sein, aber auch zwischendurch, wenn man den Deckel offen hatte (Temperatur fällt ab) oder wenn man eine Sollvorgabeänderung auf eine höhere Temperatur macht. Damit wird verhindert dass, das Glutbett direkt zu schnell aufgeheizt wird. Stattdessen ist es besser, wenn es sich langsam und gleichmäßig an die neue Leistungsangabe anpasst. Gerade bei einem 75er Titan macht das Sinn, weil dieser bei 100 % einen sehr großen Luftdurchsatz hat. Die Jump Power bezieht sich wiederum auf DCmax, ist also ein Relativwert. Jump Power wirkt dann so lange, bis die neue Solltemperatur einmal erreicht wurde, danach nicht mehr.
Hast du den an der Weber Kugel? Ist meiner Meinung nach zu groß für die Kugel. Der Luftzug vom 50er Titan reicht für die max. Kohlemenge in der Weber Kugel vollkommen aus. Nachteil eines zu großen Lüfters ist, dass er das Glutbett sehr schnell anheizt, wodurch es für die eigentlich abzugebene Leistungsmenge schon zu groß anwächst. Daher kommt es bei Erreichen der Solltemperatur zu einem starken Überschwingen, weil ein Glutbett nicht wie ein Lichtschalter direkt abschalten kann, sondern nachheizt. Durch den starken Überschwinger muss der Pitmaster dann lange Zeit auf 0 % stehen und warten, bis die Temperatur wieder unter Soll fällt. Dabei fällt das schnell aufgeheizte Glutbett wieder zusammen und braucht beim neuen erhitzen wieder sehr viel Luft, um sich aufzubauen. Dadurch entsteht das schwingende Verhalten. Besser ist es, wenn sich das Glutbett langsam aufbaut und dann durch einen kontinuierlichen Luftzug aufrecht erhält. Jetzt kann man den 75er Titan natürlich durch Herabsenken von DCmax auf einen vergleichbaren Luftstrom vom Titan 50 bringen (ich würde hier mindestens mal ein Herabsenken auf DCmax = 70 % empfehlen). Aber was beim 75er Titan bleibt ist der größere Lufteinlass. Bei Stillstand des Lüfters zieht hier der natürliche Sog immer Luft rein. Je kleiner die Öffnung ist, desto weniger Fehlerquelle für Fremdluft hat man also.
Soviel zur Theorie. Wenn ich mir deinen Temperaturverlauf im Plot so ansehe, dann sieht es mir stark nach einem zu großen aktivem Luftstrom aus. Falls du also den 75er Titan dran hast, und DCmax noch auf 100% steht, würde ich es an deiner Stelle mal DCmax auf 70 % absenken. Das dürfte schon einen Effekt aufs Regelverhalten ausmachen. Was dann bei sehr tiefen Solltemperaturen (unter 110 °C) noch sein könnte, ist, dass dir durch die Öffnung vom 75er und deinen Deckelventilen noch zu viel Sog durchzieht, sodass die Temperatur nicht gehalten werden kann, und stattdessen von alleine ansteigt. In dem Fall würde ich den Lufteinlass vom 75er Titan mal halb abkleben. Achtung: Auch das wirkt wie eine Drosselung der Leistung, ggf. muss man also DCmax dann wieder etwas anheben. Ein zu schwaches DCmax sieht man daran, dass der Lüfter durchweg auf 100 % läuft und trotzdem die Solltemperatur nicht erreicht. Außerdem würde ich schauen, dass das Deckelventil durch die Kabel nicht zu weit offen steht. Ein schmaler Spalt reicht beim Pitmasterbetrieb eigentlich aus. Der Lüfter soll ja die Kontrolle über den Luftstrom haben und nicht ein natürlicher Sog (also anders als im manuellen Betrieb).