Anfängerfehler / Nano am Classic Ei

Ich habe heute das Nano V3 getestet und wollte sehen wie die Temperaturverteilung im Ei ist.
Zum Glück habe ich das ganze erst mal mit dem leeren Ei ausprobiert. Denn das lief anders als erwartet.

Der Kohlekorb wurde gut gefüllt und ich habe ein kleines Glutnest angezündet.
Unten habe ich die Deflectorplatte eingelegt und das Ei auf ca. 110° Deckel Thermometer aufgeheizt.

Dann 4 Fühler in das Ei gepackt und einen Pizzastein eingelegt um den Luftstrom um das "Grillgut" rum zu simulieren.

Ein Fühler hängt unter dem Rost auf dem Der Pizzastein liegt.
Einer hinten rechts am nahe an der Außenhülle einer vorne Links neben dem Pizzastein.
Der Fühler auf der zweiten Rost Ebene oben in der Mitte regelt den Pit Master, Ziehltemperatur 110°
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Beim Einlegen hat die Glut wohl schon zuviel Luft bekommen und die Temperatur im Ei ist weit über die angestrebten 110°C gestiegen.
Der dünne Pizzastein hat wohl auch kaum Temperatur aus dem System genommen.

Ich habe wohl das Deckelventil wohl auch zu weit auf gelassen und das Ei hat durch den Lüfter zuviel Luft gezogen und kam mit der Temperatur ewig nicht runter. 20211010_165628.jpg20211010_165640.jpg


Irgendwann ab 16.45 Uhr regelte dann der Lüfter tatsächlich mal 1,5 Stunden ordentlich. Aber als die Temperatur wieder nicht mehr runter kam habe ich um 19.25 Uhr eingegriffen.

Eine Schale mit 300ml lauwarmen Wasser reingestellt und das Deckel Ventil noch weiter geschlossen.
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Seit den Maßnahmen reglet das Nano die Temperatur sauber.
Aber der Lüfter läuft immer noch kaum.
FireShot Capture 002 - WLANThermo - the smartest way to BBQ - cloud.wlanthermo.de.png


Aktuell bin ich relativ ratlos.
Die Dichtungen vom Ei sind alle neu und dicht das habe ich mit Rauch erst kürzlich probiert.

Der Adapter und der Lüfter sitzen augenscheinlich gut und ziemlich dicht.
Das Ventildeckel ist auf Minimum.

Und trotzdem erwischt die Kohle immer noch zuviel Luft auch wenn der Lüfter nicht läuft.


Hat irgendwer einen Tipp für mich was ich noch versuchen kann ?

Wo hänge ich den Fühler am sinnvollsten hin ?

PS: Insgesamt bin ich auch Überrascht wie unterschiedlich die Temperaturen im Ei verteilt sind.
Mich begeistern die Kurven und die Möglichkeit so viele Temperaturen gleichzeitig aufnehmen zu können.
Das Nano finde ich echt genial!
 
Versuchshalber habe ich durch die Räucherklappe um 21.20 ein paar nicht ganz trockne Sägespähne rein geworfen. Rauch tritt nur am Adapterblech vom Lüfter aus. Im Taschenlampenlicht sichtbar in so kleinen Mengen, dass man sie nicht am Foto festhalten kann und bei Tageslicht vermutlich nicht mal sehen würde. Am Deckelventil und an der Dichtung kommt gar nichts.

Ich versteh echt nicht wie die Kohle bei so wenig Luft brennen kann?!?🤪
 

s.ochs

BOFH
Teammitglied
Admin
Zum Glück habe ich das ganze erst mal mit dem leeren Ei ausprobiert. Denn das lief anders als erwartet.
Fehler Nr. 1: Der Einfluss des Garguts ist nicht zu unterschätzen und lässt sich auch nur schwer mit einem Stein etc. "simulieren". Natürlich würde ich auch nicht direkt mit einem richtig teuren Stück Fleisch anfangen. Aber ein "leeres" Ei ist sehr anfällig für Falschluft, was man hier eindeutig sieht. Kaltes Fleisch im Grill entzieht diesem viel Energie, dadurch muss das Glutbett viel mehr arbeiten und braucht viel mehr Luft, das macht das System deutlich regelbarer.

Der Kohlekorb wurde gut gefüllt und ich habe ein kleines Glutnest angezündet.
Das ist ok.

Unten habe ich die Deflectorplatte eingelegt und das Ei auf ca. 110° Deckel Thermometer aufgeheizt.

Dann 4 Fühler in das Ei gepackt und einen Pizzastein eingelegt um den Luftstrom um das "Grillgut" rum zu simulieren.
Fehler Nr. 2: wenn du das System bei eingeregelten 110 °C längere Zeit offen hast - für das Einlegen der Fühler - dann bekommt das Glutbett einen richtigen Boost. Zwar fällt die Temperatur durch den offenen Deckel erst mal augenscheinlich, aber das Glutbett glüht nun so stark, dass die abgegebene Leistung viel zu viel ist für die Zieltemperatur. Hinzu kommt dann noch, dass der Lüfter auch noch läuft. Der Regler sieht hier nur, dass die Solltemperatur nicht erreicht ist und macht, wofür er da ist, er wirft den Lüfter an. Dass das Glutbett aber schon stark aufgebaut ist, weiß er nicht.
Besser: Direkt alles verkabeln. Den Deckel zum Fleischeinlegen so kurz wie möglich öffnen. Wenn du selbst zuerst die Zieltemperatur einregeln willst, nach der Deckelöffnung nicht direkt den Lüfter starten, sondern das System erst stabilisieren lassen. Oder du startest direkt von 0 mit dem Lüfter. Lässt am Anfang die Abluft etwas weiter auf, machst sie dann ca. 30 Grad vor Soll auf die spätere Stellung zu. Wenn du dann den Deckel aufmachst, "kennt" der Regler das System schon.

Ein Fühler hängt unter dem Rost auf dem Der Pizzastein liegt.
Warum unter dem Rost?

Der Fühler auf der zweiten Rost Ebene oben in der Mitte regelt den Pit Master, Ziehltemperatur 110°
Fehler Nr. 3: Die mittige Position über dem "Grillgut" ist nicht ideal. Die heißen Strömungen laufen weiter außen. An der Position bildet sich schnell ein "Stau".

Ich habe wohl das Deckelventil wohl auch zu weit auf gelassen und das Ei hat durch den Lüfter zuviel Luft gezogen und kam mit der Temperatur ewig nicht runter.
Man sieht das sehr schön im Diagramm: der Regler ist im Grunde die vollen 12h nicht gelaufen (bis auf die Zeit von 16:30 bis 18 Uhr, dazu schreib ich noch was). Warum? Weil das System nicht regelbar war. Der Regler kann nicht aktiv kühlen. Das muss vom Grill kommen, was hier nicht der Fall war. Also bleibt dem Regler nichts anderes als zu warten. Der Regler kann hier leider nicht ausbügeln, was im Vorfeld nicht optimal gelaufen ist. Durch das fehlende Grillgut im Testlauf ist die Temperatur auch nicht gefallen. Das stark aufgeglühte Glutbett hat sich durch Sogeffekt die notwendige Luft einfach selbst geholt. Ggf. hättest du hier noch etwas gegenarbeiten können, indem du den Zuluftschieber vom Lüfter und den Abluftschieber noch etwas weiter geschlossen hättest. Bei sehr starkem Glutbett ist das aber schon schwer.

Irgendwann ab 16.45 Uhr regelte dann der Lüfter tatsächlich mal 1,5 Stunden ordentlich. Aber als die Temperatur wieder nicht mehr runter kam habe ich um 19.25 Uhr eingegriffen.
Das ist wirklich der einzige Zeitpunkt, wo der Regler überhaupt richtig arbeiten konnte. Die Temperatur wird hier auch sehr schön gehalten. Das System war hier aber auf "Messers Schneide". Sehr schön zu erkennen an dem sehr geringen Pitmasterwert. Deshalb ist es dann auch irgendwann wieder von selbst weggelaufen. Der Regler war danach wieder zum Warten verdonnert.
Die in dieser Zeit zu sehenden Abweichungen in den Garraum-Temperaturen sind nicht verwunderlich und wurden durch die Form des "Grillgutersatzes" vermutlich noch verstärkt. Das Glutbett hat vermutlich im hinteren Teil deutlich stärker gebrannt, daher dort die stärkere Strömung. Durch die fehlende Masse vom Fleisch kommt es zudem über den Grillvorgang hinweg zu fast keinem Ausgleich durch die Speichermasse.

Eine Schale mit 300ml lauwarmen Wasser reingestellt und das Deckel Ventil noch weiter geschlossen.
Wasser ist auch kein richtiger "Fleischersatz" und durch den Phasenübergang bei 100 °C eine weitere Schwierigkeit im Regelprozess. Es nimmt dem System erstmal Energie, gibt sie aber durch die Dampfphasen etwas (für den Regler) unvorhersehbar aber auch wieder ab. Mit Wasser im System wird das Regelergebnis also immer ein wenig "unruhiger" aussehen. Daher würde ich Wasser immer nur nutzen, wenn es als "Feuchtigkeitsspender" dient. Als Unterstützer für den Regler taugt es nicht (zumindest nicht so, wie beim manuellen Einregeln).

Aktuell bin ich relativ ratlos.
Die Dichtungen vom Ei sind alle neu und dicht das habe ich mit Rauch erst kürzlich probiert.

Der Adapter und der Lüfter sitzen augenscheinlich gut und ziemlich dicht.
Das Ventildeckel ist auf Minimum.

Und trotzdem erwischt die Kohle immer noch zuviel Luft auch wenn der Lüfter nicht läuft.
Der Grund dafür ist die unglückliche Startphase. Zudem kommt hier die besondere Eigenschaft des Eies nachteilig zum Tragen: Trägheit. Da kaum Energie verbraucht wird, fällt die Temperatur nicht bzw. nicht schnell.
Was wirst du über die Nacht sehen: das Glutbett wird an Energie verlieren, die Außentemperatur fällt. Damit wird die Temperatur im Ei fallen und der Regler kann endlich arbeiten. Dann wird die Temperatur auch sauber gehalten werden und die Abweichungen zwischen den Messstellen werden sich ausgleichen. Der Pitmasterwert wird ansteigen, was auf ein gut regelbares System hindeutet. Irgendwann wird dann der Pitmasterwert hoch gehen, weil das Glutbett zu schwach wird.

Testlauf abhaken. War in Sachen "Hinzulernen" sehr erfolgreich, wenn auch so sicherlich nicht gewollt. Beim nächsten Mal besonderen Wert auf die Startphase legen, dann wird das schon. Die Ventilstellungen auf den Fotos sehen gut aus. Mit passender Startphase und richtiger Beladung im Grill, sollte das passen.

Ich versteh echt nicht wie die Kohle bei so wenig Luft brennen kann?!?
SOG! Glüht das Glutbett erstmal richtig stark, steigt so viel heiße Luft über dem Glutbett auf, dass von unten ein starker Sog an kalter Luft entsteht. Diese wird dann einfach durch den zwar still stehenden aber dennoch offenen Lüfter gezogen. Zudem durch kleine Undichtigkeiten am Zuluftblech.

Der eigentlich interessante Test wär gegen 12:00 Uhr gewesen: Lüfter aus, Zuluftschieber am Lüfter komplett zu, ebenso der Abluftschieber. Dann MUSS die Temperatur im Grill fallen. Wenn nicht, hat man ein Undichtigkeitsproblem. Erst dann muss man sich so Gedanken zu Dichtungen etc. machen.

Bei dem beschriebenen Test-Setting hab ich beim ersten Lesen des Beitrags eigentlich kein anderes Ergebnis erwartet, als was eingetreten ist.

Ich hoffe ich hab dir jetzt nicht die Motivation genommen oder zu direkt auf die gemachten "Fehler" hingewiesen. Passiert uns allen und aus Fehlern lernt man ja wohl am meisten. Daher hoffe ich, du siehst das sportlich und als Denkanstoß, so ist es auch gedacht 👍
 

s.ochs

BOFH
Teammitglied
Admin
Der Fehler mit dem ersten "Trockentest" passiert immer wieder. Man kommt vom manuellen Einregeln, ist sich nicht ganz sicher und will kein teueres Fleisch vermasseln. Beginnt dann erstmal so wie immer und hofft, dass der Regler/Lüfter es schon machen wird. Da ist es dann aber eigentlich schon zu spät, man überlässt dem Regler ein System was nicht regelbar ist.
Ein deutlich besserer Test wäre: Lüfter montieren, aber nicht einstecken / Pitmaster nicht starten. Ei manuell auf Solltemperatur einregeln und nun die Abluft schrittweise anfangen zu schließen. Ab wann fängt nun die Temperatur an zu fallen, fällt sie überhaupt und wenn ja, wie weit fällt sie bei dieser Ablufteinstellung bevor sie sich selbst auf einem Niveau hält. So bekommt man ein Gefühl dafür in welchem Bereich der Grill von selbst die Temperatur fallen lässt, wenn kein Lüfter läuft. Somit schafft man ein regelbares System, was der Regler dann auch einregeln kann. Fällt die Temperatur trotz komplett geschlossener Abluft gar nicht, fängt man an, und schließt man vorsichtig den Zuluftschieber am Lüfter. Sollte das bei einer Solltemperatur von über 120 °C der Fall sein müssen, läuft aber noch irgendwas mit dem Glutbett schief. Dann würde ich mir mal den Aufbau des Glutbetts, die verwendete Kohle und die Startgröße nochmal genau ansehen. Hier ist dann einfach zu viel Leistung für die gewünschte Temperatur vorhanden.

Gruß
Steffen
 
Vielen Dank Steffen,
für die detaillierte und hilfreiche Antwort, Das hilft mir sehr weiter. (y)
Wirklich toll das du dein Wissen so offen teilst!

Also ein klarer Fall von Anfängerfehler 🙈

So ein langes "Überschwingen" wie die ersten Stunden hatte ich jetzt noch nie im Kamado beim Auflegen. Aber klar er war auch nie leer und es wurden immer einige KG Fleisch reingepackt die Energie ziehen. Wo du das so logisch erklärst, .....


Und du hattest völlig recht, der Lüfter kann kam dann ins Regeln, als die Temperatur dann endlich angefangen hat zu fallen.
Wenn man sich die blaue die Temperaturkurve der restlichen Nacht anschaut ist das sehr konstant gelaufen.
Genau so hatte ich mir das eigentlich vorgestellt.
Man sieht auch schön am verhalten der anderen Fühlern, den von dir beschriebenen Luftstau und das die Fühlerposition nicht ideal ist.
FireShot Capture 005 - WLANThermo - the smartest way to BBQ - cloud.wlanthermo.de.png

Also werde ich den nächsten Versuch mit Fleisch starten und den Fühler für den Pitmaster neben das Fleisch packen.
Und genau darauf achten das mir das ganze am Anfang nicht schon zu Heiß wird, damit der Lüfter arbeiten kann.
Lieber mal mit ein paar grat weniger Garraumtemperatur starten und dann hochregeln.

Ich werde es hier wieder einstellen. Und hoffe das es auch dem einen oder anderen Hilft der wie ich neu in die Materie startet.
 

s.ochs

BOFH
Teammitglied
Admin
So ein langes "Überschwingen" wie die ersten Stunden hatte ich jetzt noch nie im Kamado beim Auflegen. Aber klar er war auch nie leer und es wurden immer einige KG Fleisch reingepackt die Energie ziehen. Wo du das so logisch erklärst, .....
Freut mich, dass dir mein Feedback weiterhilft!
Ein Hinweis/Anmerkung noch: Im Lüfterbetrieb hast du eine definiert "Mindestöffnung" der Zuluft aufgrund des offenen Querschnitts des Lüfters. Wenn du nun ein System hast, welches du im manuellen Betrieb mit sehr kleiner Zuluftöffnung betreiben musst, kann es sein, dass der offene Querschnitt des Lüfters zu groß ist, um die Temperatur im Grill ordentlich fallen lassen zu können. Der offene Querschnitt des 50er Lüfters ist schon sehr gering, gerade bei Keramikeiern kann aber auch das schon zu viel sein. In diesem Fall kannst du den offenen Querschnitt durch den Schieber im Lüfterstutzen noch etwas verringern. Natürlich nimmt man sich damit auch etwas von der maximalen Leistung des Lüfters, aber erst einmal ist es wichtig, dass das System regelbar ist. Für Hochtemperatur-Jobs kann man den Schieber dann ja auch einfach wieder komplett öffnen.
 
Für den einen oder anderen der das mal hier liest, will ich auch das Ergebnis des zweiten Versuchs nicht vorenthalten.
FireShot Capture 009 - WLANThermo - the smartest way to BBQ - cloud.wlanthermo.de.png


1,2kg Hühnchen auf dem Rost, Aufheizen mit dem Pitmaster von Anfang an seine Arbeit machen lassen.
Oben das Ventil von Anfang an bis auf eine "Fingernagelbreite" geschlossen.

Auch an der Stelle noch mal danke noch mal für die Unterstützung!


Und noch eines was ich von @s.ochs gelernt habe:
Sollte man eine Gerade Kurve ohne Messwerte im Browser sehen, hat das Endgerät in der Zeit die Internetverbindung verloren.
Aktualisieren der Webseite reicht und man sieht wieder die aufgezeichnete Kurve.

FireShot Capture 010 - Ein Rotes Classic Ei - Seite 2 - Grillforum und BBQ - www.grillsportv_ ...png


Gruß Andreas
 

s.ochs

BOFH
Teammitglied
Admin
Sollte man eine Gerade Kurve ohne Messwerte im Browser sehen, hat das Endgerät in der Zeit die Internetverbindung verloren.
Kurze Korrektur: die Internetverbindung vom Thermo war die ganze Zeit vorhanden, nur hat der Browser auf deinem Endgerät in dieser Zeit nicht aktualisiert und sich somit nicht die Daten geholt. Meist passiert sowas in längerer Standby-Zeit. Beim Aktualisieren der Seite im Browser werden alle Daten neu vom Server geholt, dann passt es wieder.

Schönes Ergebnis!
 
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